Streik für Tarifbindung
Streik erfolgreich: Tarifvertrag, mehr Geld und kürzere Arbeitszeit bei Schabmüller

Der Tarifvertrag ist da. Der Streik beim Elektromotorbauer Schabmüller brachte nach zwei Wochen den Erfolg. Ihre Löhne – aktuell noch 22 Prozent unter dem Metall-Tarif – werden schrittweise bis zum 1. Januar 2030 auf Tarifniveau angehoben. Die Arbeitszeit sinkt schrittweise von 40 auf 37,5 Stunden.

24. April 202424. 4. 2024 |
Aktualisiert am 8. Mai 20248. 5. 2024


„Die Beschäftigten haben gezeigt, was man erreichen kann, wenn man sich organisiert und zusammensteht“, meint Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. Sie haben es geschafft – nach zwei Wochen Streik: Nach acht Stunden Verhandlungen haben sich die IG Metall und der Arbeitgeber am Dienstagabend auf einen Tarifvertrag für die rund 500 Beschäftigten beim Elektromotorenhersteller Schabmüller im oberpfälzischen Berching / Bayern geeinigt.


22-Prozent-Lücke zum Metall-Tarif wird schrittweise geschlossen

Aktuell beträgt der Entgeltabstand der Schabmüller-Beschäftigten zum Flächentarifvertrag noch 22 Prozent.

Das nun erzielte Verhandlungsergebnis über den neuen Tarifvertrag legt fest, dass die Löhne und Gehälter der Beschäftigten bis zum 1. Januar 2030 in sechs Schritten auf das Niveau des Tarifs der Metall- und Elektroindustrie angehoben werden. 

Ebenfalls auf das Niveau des Flächentarifvertrags angehoben werden in vier Schritten die beiden jährlichen Sonderzahlungen tarifliches Zusatzgeld und Transformationsgeld

Die individuelle Wochenarbeitszeit sinkt von 40 Stunden in vier Schritten bis zum 1. Juli 2029 auf 37,5 Stunden.

Außerdem werden bereits ab Mai 2024 alle prozentualen Tariferhöhungen, die die IG Metall in den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie erzielt, auch für Schabmüller übernommen.

Zudem erhalten die Beschäftigten jetzt im Juni 2024 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 600 Euro.


IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller stimmen ab

Die gewählte IG Metall-Tarifkommission bei Schabmüller (überwiegend IG Metall-Vertrauensleute und Betriebsräte aus dem Betrieb) hat dem Verhandlungsergebnis bereits zugestimmt. Der Streik ist seit Mittwochmorgen um 5 Uhr unterbrochen. In einer Urabstimmung bis kommenden Dienstag entscheiden die IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller über die Annahme des Verhandlungsergebnisses und die sofortige Beendigung des Streiks.

„Die Beschäftigten wollten die ganze Zeit einfach nur faire Löhne und Arbeitszeiten und damit auch von der hervorragenden wirtschaftlichen Entwicklung der Firma profitieren“, erklärt Olga Redda, Verhandlungsführerin und Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg. „Das bekommen sie nun mit diesem Tarifvertrag. Der Arbeitgeber hat am Ende Vernunft gezeigt und lösungsorientierte Verhandlungen mit uns geführt. Die Firma wird auch wirtschaftlich davon profitieren, dass sie jetzt eine zufriedene Belegschaft hat.“


Im Streik eine Familie geworden

Zwei Wochen lang haben die Beschäftigten bei Schabmüller für ihren Tarifvertrag gestreikt. Ihre Forderungen hatten sie dem Arbeitgeber bereits vor einem Jahr übergeben. Nachdem vier Verhandlungstermine und vier Warnstreiks, zuletzt auch ein ganztägiger, kein Ergebnis gebracht hatten, stimmten schließlich 97,62 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller in einer Urabstimmung für den Erzwingungsstreik.

Im Streik sind sie zu einer Familie geworden. Jeden Tag trafen sie sich vor ihrem Betrieb, es wurde gegrillt, Bands der Beschäftigten machten Musik, Kinder malten IG Metall-Logos auf den Asphalt. Allen war klar: Wir gehen erst wieder an die Arbeit, wenn der Tarifvertrag da ist. Nach Jahren falscher Versprechen wollten sie endlich Klarheit und Sicherheit.

„Der Zusammenhalt und die Entschlossenheit der Belegschaft sind phänomenal“, betont Rico Irmischer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg. „Nur mit ihrem Willen zum unbefristeten Streik ist es gelungen, den Arbeitgeber zu bewegen und nach 20 Jahren endlich wieder einen Tarifvertrag zu bekommen.“

Bei Schabmüller in Berching arbeiten rund 500 Beschäftigte und produzieren elektrische Antriebslösungen für Elektromotoren und Generatoren. Sie haben den Umsatz in den letzten acht Jahren verdoppelt, ihre Löhne stiegen jedoch nur wenig, nachdem der Arbeitgeber vor 20 Jahren aus dem Tarif ausgestiegen war. Schabmüller gehört zur italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna.  

Weitere Details und Hintergründe zum Tarifabschluss und zum Streik bei Schabmüller bei der IG Metall Bayern und der IG Metall Regensburg

Tarifergebnis bei Schabmüller

Besser mit Tarif

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